Das erste Mal eine Zahnarztpraxis zu renovieren, stellte eine spannende Herausforderung für unser Team bei Archiformus dar. Das besonders einzigartige an diesem Projekt war, dass wir nicht mit leeren Räumen gearbeitet haben. Vielmehr sollten wir eine seit dem 20. Jahrhundert bestehende Praxis, neu denken und gestalten.
In den letzten Jahrzehnten haben sich zahnmedizinische Praktiken erheblich weiterentwickelt – dabei spielen neue Technologien und veränderte Arbeitsabläufe eine zentrale Rolle. Unsere Aufgabe war es, einen Entwurf zu schaffen, der die vorhandenen Räumlichkeiten an die moderne Anforderungen anpasst, ohne seine Geschichte zu verlieren.

Die Bedürfnisse unserer Kundin und den Mitarbeitenden verstehen
Da es sich um eine Renovierung von einer, bereits seit Jahren funktionierender Praxis, handelte, begannen wir den Planungsprozess mit den Menschen, die die Räume täglich nutzen. Die Gespräche mit der Zahnärztin – unserer Kundin – waren essenziell, aber ebenso wichtig war es, die Anforderungen, Bedürfnisse und Wünsche des Teams zu verstehen. Eine Arbeitsumgebung kann direkt die Effizienz und das Wohlbefinden beeinflussen, daher stand das Zuhören und Kennenlernen des Teams für uns an erster Stelle.
Eine der größten Herausforderungen war der bestehende Grundriss der Praxis, der sich über die Jahre aufgrund von Platzmangel etwas unstrukturiert entwickelt hatte. Ein Beispiel dafür:
Das Personal nutzte ein kleines Zimmer im hinteren Bereich gleichzeitig als Büro und provisorischen Aufenthaltsraum. Außerdem erfolgte der einzige Zugang zur Teeküche und zu dem Mitarbeiter Sanitärraum ebenfalls durch den Raum. Somit entstand ein hochfrequentierter Bereich und Kollision einzelnen Funktionen, die nicht miteinander kompatibel sind. Dies beeinträchtigte nicht nur den Arbeitsfluss, sondern ließ auch keinen Raum für Pausen und Ausruhen. Solche und weitere ineffiziente Strukturen galt es in unserem Konzept zu überdenken, um eine funktionale und angenehme Arbeitsumgebung zu schaffen.

Ein nachhaltiger Ansatz für die Renovierung
Unser Ziel war es, mit möglichst minimalen Eingriffen eine maximale Wirkung zu erzielen. Anstatt die Praxis komplett umzugestalten, konzentrierte sich unser Entwurf darauf, die bestehende Struktur bestmöglich zu nutzen und nur gezielt zu verändern. Zu Berücksichtigen war außerdem der Wunsch der Kundin, die Praxis während der Renovierung so lange wie möglich in Betrieb zu haben und die Schließzeiten möglichst kurz zu halten. Dies erforderte eine extrem genaue und gutdurchdachte Planung der Arbeitsabläufen. Um verschiedene Lösungsansätze zu prüfen, analysierten wir verschiedene Szenarien, etwa den Bau einer provisorischen Wand, um bestimmte Bereiche vor Staub und Lärm zu schützen. Zudem bezogen wir Bauunternehmen frühzeitig in die Planung mit ein, um Machbarkeit und bestmögliche Vorgehensweisen zu bewerten.
Für eine zukunftsorientierte Gestaltung schlugen wir außerdem vor, den Platz für physische Akten zu reduzieren und damit Raum für andere Nutzungen zu schaffen, während die Praxis zunehmend auf digitale Prozesse umstellt.
Hygiene, Wartung und Pflege zusammen mit Komfort in Balance bringen
Hygiene und einfache Pflege standen im Mittelpunkt unserer Materialauswahl. In unserem Konzept empfahlen wir Möbel mit wischfesten, kratzbeständigen Oberflächen, die häufigem Reinigen standhalten. Auch Wände und Böden wurden mit Blick auf Langlebigkeit und einfache Pflege ausgewählt. Neben der Hygiene spielte Ergonomie eine entscheidende Rolle, um sicherzustellen, dass die Praxis nicht nur funktional, sondern auch für das Team und die Patienten komfortabel ist. Zudem wurden akustische Maßnahmen integriert, um den Geräuschpegel zu senken und eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen. Die Einrichtung wurde so konzipiert, dass diese an erster Linie ihre Funktion erfüllt, gleichzeitig aber bequem und wartungsfrei ist.

Gestaltung für das Patientenerlebnis
Die Beziehung zwischen Zahnärztin und Patient:innen ist entscheidend für den Erfolg einer Praxis. Dabei spielen die Räumlichkeiten eine wesentliche Rolle für ein positives Erlebnis. Die Kundin hatte eine treue Stammkundschaft, die sich in der Praxis wohlfühlte. Gleichzeitig wollte sie eine professionelle Distanz wahren, ohne dass sich ihre Patient:innen unwillkommen fühlten.
Eine große Veränderung sollte die Patientenschaft nicht negativ beeinflussen. Um das zu erreichen, entwarfen wir eine klare, minimalistische Raumstruktur, die Professionalität und Ordnung vermittelt. Gleichzeitig wurde der Wartebereich bewusst warm und einladend gestaltet, um Ängste der Patient:innen zu reduzieren.
Ein besonderes Element der Praxisgeschichte ist eine ehemalige Zahnärztin, die gleichzeitig Künstlerin war. In unserem Konzept haben wir Flächen berücksichtigt, wo ihre Kunstwerke präsentiert werden können – als eine Art „Unterhaltung“ für Patient:innen, hauptsächlich während der Wartezeit, aber auch in den Behandlungsräumen. Die klare, reduzierte Gestaltung der Praxis setzt die Kunstwerke in Szene und schafft eine zugleich beruhigende und visuell ansprechende Atmosphäre.

Reflektion auf den Entwurf
Dieses Projekt war für unser Team eine wertvolle Lernerfahrung. Es hat uns die Bedeutung einer nutzerzentrierten Planung, einer strategischen Herangehensweise an Renovierungen und einer gelungenen Balance zwischen Funktionalität und Ästhetik noch einmal verdeutlicht. Vor allem aber sind wir stolz darauf, ein Konzept entwickelt zu haben, das sowohl das Praxisteam als auch die Patient:innen unterstützt – mit moderner Effizienz und einer einladenden Atmosphäre.
Für Archiformus ist dieses Projekt erst der Anfang. Jede Herausforderung bringt neue Erkenntnisse mit sich, und wir freuen uns darauf, dieses Wissen in zukünftige Renovierungsprojekte einfließen zu lassen.
Die Arbeit an dem Konzept hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, Architektur an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Mit einer Mischung aus Funktionalität, Ästhetik und Respekt vor der Geschichte des Ortes ist uns eine Modernisierung gelungen, die sowohl das Team als auch die Patient:innen begeistert.
Für uns bei Archiformus ist das erst der Anfang. Jede neue Herausforderung ist eine Chance, besser zu werden – und darauf freuen wir uns.
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